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Horst Gauss | |
| Liebe Televongeselschaft ...Was zwei Rechtsanwälte nach jahrelangem , unermüdlichen Bemühen nicht schafften, nämlich die überhöhte Gebührenrechnung einer Telefongesellschaft - es ging immerhin um 7253 Mark - zu Gunsten ihres Klienten zu regeln, das schaffte ein gewiefter Geschäftsmann mit einem einzigen Brief. Die Geschichte hat sich wirklich so zugetragen. Es geschah im Jahr 1991, also kurz nach der so genannten Wende in Deutschland. Kalle, umtriebiger Geschäftsmann, hatte ein Büro im Zentrum von Leipzig, in der Pfaffendorfer Straße , direkt am Hauptbahnhof eröffnet um seine Billigwaren, aus China und Taiwan importiert, an die zur damaligen Zeit für solchen Klimbim empfängnisbereiten ehemaligen DDR -Bürger zu verscherbeln.. Das Haus in dem sich sein Büro befand , hatte schon bessere Zeiten gesehen. Gebaut in der Gründerzeit hatte es seit seiner damaligen Zeit nie einen Erneuerungsprozess erlebt, schon gar nicht zu DDR - Zeiten, wo es letztendlich unter die Kategorie "Verworfener Wohnraum " eingeordnet wurde. Das Treppenhaus war mit uralten wunderschönen Deckenbögen ausgestattet, die allerdings so baufällig waren, dass sie mit schweren Balken von allen Seiten abgestützt werden mussten Wenn man also zum Büro im 2. Stock wollte, dann musste man immer wieder durch diese baufälligen mit Balken gestützten Torbögen huschen, im Hinterkopf immer so ein wenig der Gedanke, dass hoffentlich nicht gerade in diesem Moment das Gebälk zusammenstürzen würde. Dementsprechend war nicht nur der gesamte Hausflur ein einziges Chaos, auch die ehemalige Luxus - Wohnung, jetzt teilweise als Büro umfunktioniert, war schauderhaft. In der Wohnung befanden sich 3 große Zimmer mit einem Bad und eine Toillette. Fahrräder wurden stets mit in den 2. Stock geschleppt. In zwei Zimmern wohnte eine Familie mit Kleinkind und 3 Stallhasen, die in der Wohnung frei herumliefen und fürchterlich stanken, während in dem riesengroßen ehemaligen Wohnzimmer Kalle sein Büro eingerichtet hatte. Die Toilette, die sich in der abgeteilten Wohnung der Familie befand, war natürlich für alle Parteien gedacht. Doch was war ein Büro ohne Telefon. Kalle hatte schon lange eines beantragt, doch wie es so nach der Wende war, monatelang musste er warten, bis der Anschluss endlich gelegt war. Als das Telefon dann endlich da war, war die Freude natürlich riesengroß und Kalle wollte so richtig loslegen. Doch mit dem Loslegen wollte es nicht so richtig klappen. Kalle wurde seine Billigware nur schwer los, was kein Wunder war, denn wenn sich ein bereitwilliger Käufer endlich mal in den 2. Stock durchgekämpft hatte, dann verging ihm meistens die Kauflust. Schon nach wenigen Monaten entschloss sich Kalle, das Büro wieder aufzugeben und sich nur noch seinen im Westen gut gehenden Geschäften zu widmen. Die paar Büromöbel waren schnell wegtransportiert und Kalle hatte auch ordnungsgemäß Strom und Telefon abgemeldet. Doch er fiel aus allen Wolken, als er wenige Wochen nach seinem Auszug eine dicke Rechnung in Höhe von DM 7253,- von der Telefongesellschaft erhielt. Das konnte und durfte nicht wahr sein. Mehr als 7000 Mark zu vertelefonieren, und das in 4 Monaten, das war unmöglich und in keiner Weise relevant. Kalle übergab die Angelegenheit sofort seinem Rechtsanwalt, natürlich aus dem Westen, der nun einen lange anhaltenden zermürbenden Papierkrieg, fast zwei Jahre lang mit der Telefongesellschaft führte. Der Rechtsanwalt wollte nicht nachgeben, die Telfongesellschaft auch nicht, kurzum es gab von beiden Seiten keine Kompromisse und die Akte wurde immer dicker . Auch ein Anwaltswechsel brachte nichts, außer immer höher werdenden Anwaltskosten. Ein ganzer Ordner voller sinnloser Briefe mit Anschuldigungen und Ausreden, die die Ohnmacht amwaltlicher Tätigkeit so richtig zum Ausdruck brachten.. Der Prozess war kaum noch zu vermeiden und Kalle bekam " Muffensaußen ", kurzum er hatte ganz einfach "die Faxen dicke" Guter Rat war teuer ! Kalle überlegte, wie er die Kuh vom Eis kriegen könnte, wo doch seine Anwälte einfach nicht zu einer Lösung kamen. Er konnte die sinnlosen Redewendungen seines Anwalts nicht mehr hören ! Floskeln wie "Man könnte vielleicht", "wir sind der Meinung", "mit Bedauern stellen wir fest" usw. hingen ihm zum Hals raus. Und da er eigentlich ein gewiefter Bursche war, kam ihm so allmählich eine grandiose Idee, über deren Genialität er zunächst fürchterlich lachen musste. Doch je länger er darüber nachdachte um so bewusster wurde er sich, dass diese Idee sicherlich die einfachste Lösung zu seinen Gunsten sein würde. Und so versuchte er es einmal auf die ganz "Blöde" Sicherlich werden Sie jetzt denken, dass das erlogen sei, was ich Ihnen jetzt erzähle, aber sie können mir glauben, es hat sich tatsächlich so zugetragen. Wenn doch über den Rechtsanwalt nichts mehr ging, und bevor er sich noch weiter in die Sache hineinriss, nahm er also kurz entschlossen die Zügel selbst in die Hand und schrieb wortwörtlich folgenden Brief, gespickt mit absichtlich konstruierten Rechtschreibefehlern und mit einer verheerenden Klaue an die Telefongesellschaft. Sehr geehrte Herren, (nein, das war zu förmlich, das wirkte nicht, Kalle zerriss das Blatt und schrieb auf ein neues Briefpapier ganz einfach ) Liebe Tellefongeselschaft, (dabei schrieb er Telefongesellschaft absichtlich falsch,, schon beim ersten Wort sollte der Empfänger ins Grübeln kommen). ( und er schrieb weiter) es tut mir leid, dass ich nicht die 7253 Mark an Sie zahlen kann. Aber ich muss Inen erlich sagen, ( Ihnen und ehrlich schrieb er natürlich wieder extra falsch) dass ich bei euch in Leipzig kein Glück hatte. Ich bin nämlich bankrott gegangen. ( Kalle lachte sich halbtot beim Schreiben dieses Satzes.) Das tud mir so leid, ( tud mit d, Kalle grinste in sich hinein) dass ich Ihnen ihr Geld jetzt nicht zalen kann. Ich lebe jetzt mit einigen Freunden in so einer Wongemeinschaft und da geht es mir nicht so gut (das musste doch eigentlich Wirkung beim Leser hinterlassen). Und weiter schrieb er: Auch habe ich seit meinem Bankrott, der mich ins Elend stürzte, Alkohol - und Nervenprobleme und bekomme jetzt keine Arbeit mehr. ( Kalle war richtig stolz auf sich und seine Gedankengänge) Dabei würde ich so gern wieder arbeiten um meine ganzen Schulden los zu werde. (Er überlegte eine Weile, hatte er da nicht zu viel übertrieben, würde man ihm diese Argumente abnehmen ?) Ich glaube nicht, dass ich so schnell wieder hoch komme. Aber meine Schwester hat mir gesagt, dass sie mir 750 Mark borgen würde, und dann würde ich das Geld an Sie schicken. Mehr kann ich nicht zahlen. Bitte schreiben Sie mir, ob Sie mit meinem Vorschlag einverstanden sind, und ob ich dann meine Schulden bei Ihnen los bin. Dann könnte ich wieder ruhig schlafen . Mit feundlichen Grüßen Nachdem Kalle den Brief fertig geschrieben hatte, schüttete er noch ein wenig Kaffee auf das Briefpapier, spuckte zweimal kräftig drauf, machte ein paar Eselsohren an die Briefecken und faltete das Blatt mehrmals. Dann nahm er ein Briefkouvert, trampelte darauf herum, schmierte noch ein wenig Butter drauf, damit es recht speckig und verkommen aussah und dann schickte er diesen ekeligen Brief an die Telefongesellschaft nach Leipzig. Sicherlich hatte man dort noch nie solch einen liederlichen Brief erhalten. Aber der Brief verfehlte seine Wirkung nicht. Der entsprechende Sachbearbeiter wird sich so seine Gedanken gemacht haben bevor er damit zu seinem Vorgesetzten ging. Und der wiederum wird sich vielleicht gedacht haben: "Besser der Spatz in der Hand, als die Taube auf dem Dach". Auf jeden Fall war die Telefongesellschaft mit Kalles Vorschlag einverstanden und Kalle überwies per Postanweisung mit Freuden die geforderten 750 Mark, wobei er nicht vergass, die Postanweisung mit schlimmer Klaue zu schreiben und noch einmal durch den Dreck zu ziehen, damit der positive Eindruck, den er bei der Telefongesellschaft hinterlassen hatte, nicht verwischt wurde. Kalle hatte ein Problem weniger und sein Anwalt, dem er seine erfolgreiche Endlösung des Konfliktes präsentierte, zweifelte an seinen Fähigkeiten. |
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