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Horst Gauss | |
| Friseur-Salon "Lustig"Er stand vor seinem Friseur - Geschäft mit dem schönen Namen " Friseur - Salon Lustig " und er machte sich so seine Gedanken über die derzeitige schlechte Wirtschaftslage. In einer Stunde war bereits Mittagspause und nur ein Kundenbesuch den ganzen Vormittag ! Wie sollte es nur weiter gehen ? Miete, Energiekosten, Auto, Versicherungen und und und ......... Eine Aushilfskraft konnte Johann sich schon lange nicht mehr leisten und auch mit der Putzerei haperte es, denn eine Putzfrau kostete ja auch richtig Geld. Just, während er so seinen Gedanken nach hing, schlenderte ein gut angezogener Mann, mittleren Alters, mit einem relativ großen schwarzen Lederkoffer, sichtlich angeheitert, direkt auf ihn zu ! " Hallo, kann ich mich bei Ihnen rasieren und die Haare schneiden lassen ? " so seine alkoholgeschwängerte Frage Natürlich konnte er das, dachte sich Johann, nur der Haken an der Sache war der, dass der potentielle Kunde ganz schön angetrunken war, er schien ein Vertreter zu sein und Angetrunkene sollte und wollte Achim nicht bedienen. Aber das Geschäft lief doch so schlecht, und es war nur noch eine Stunde bis zur Mittagspause , also machte Achim eine Ausnahme und bat den heiteren Zeitgenossen einzutreten. Mit einem Schwung fläzte der sich in den drehbaren Kundenstuhl, dabei eine halbe Umdrehung mit dem Stuhl vollführend und zog gekonnt ein Visitenkärtchen aus seinem Jacken - Revers und überreichte es Achim. Da stand schwarz auf weiß " Tunichtgut ", Repräsentant der Schnapsfirma " Harte Sachen ". Damit war für Johann die Situation geklärt und er konnte verstehen, warum Herr Tunichtgut angetrunken war. Sicherlich hatte er einige Kundenbesuche mit Probeausschank hinter sich gebracht Wie es der Teufel so will, den ganzen Vormittag kein Geschäft und jetzt ging nacheinander dreimal die Tür auf und alte Stammkunden wollten sich noch schnell vor der Mittagspause die Haare schneiden lassen. Johann bat seine 3 Stammgäste um etwas Geduld, er wolle sich eilen und versprach aber, noch alle drei bis zur Mittagspause bedienen zu wollen ! Doch da hatte Johann die Rechnung ohne " Tunichtgut " gemacht. Der hatte es sich nämlich richtig gemütlich gemacht und wollte gerade einschlafen, als Johann ihn ermahnte , ihm den weißen Umhang umhängte und bat doch den Kopf gerade zu halten, weil er sonst nicht arbeiten könne. Tunichtgut reagierte spontan: "Mein Name ist " Tunichtgut ", Dun kannst ruhig DU zu mir sagen. Ich komme gerade von der Arbeit. Ich hab einen ganz tollen Schnaps dabei, wenn Du den einmal getrunken hast dann willst Du immer wieder mehr davon haben! " Achim wollte natürlich nicht, doch flugs hatte " Tunichtgut "seine Vertretertasche geöffnet und holte die Schnapsflasche und zwei kleine Schnapsgläser hervor. Seine Aufforderung: " Komm, Johann, einmal ist keinmal, lass Dich nicht hängen, trink mal einen mit mir, das Leben ist doch so beschissen! " Da hatte er ja eigentlich Recht, dache sich Johann, aber in seinem Geschäft Alkohol trinken, nein, das durfte nicht sein. Doch letztendlich ließ sich Johann nicht lumpen und trank ein, zwei Schnäpse mit, immer noch mit dem Gedanken behaftet, "einmal ist keinmal, und außerdem war das Geschäft ja so schlecht. Auch seine Stammgäste ermunterten ihn, doch mal eine Ausnahme zu machen. Auch sie sollten nicht zu kurz kommen und so reichte " Tunichtgut " die Flasche samt Schnaps - Gläser nach hinten weiter. Der Schnaps war aber auch teuflisch gut und nach 3 oder 4 Gläschen, wurde die Stimmung immer ausgelassener und alle waren ziemlich angeschickert. Johann bekam Gewissensbisse. Das durfte doch nicht wahr sein, dass er mit seinen Kunden Alkohol trank. Wenn jetzt jemand vom Ordnungsamt käme, dann wäre er sicherlich seinen Job los. Also schloss er die Tür ab und konnte somit mit seinen Kunden weiter trinken. " Tunichtgut "erzählte einen Witz nach dem anderen und brachte die ganze Runde so richtig in Stimmung. Johann rührte Rasierschaum an und begann damit " Tunichtgut " einzuseifen. Beim Anblick des weißen Rasierschaumes hatte" Tunichtgut "eine blitzende Idee, ihm fiel ein neuer Witz ein ! " Kennt ihr schon den Friseurwitz? " fragte "Tunichtgut ". "Nein, erzähl! " klang es aus vier Kehlen. "Tunichtgut " schluckte noch schnell ein Gläschen Schnaps hinunter und legte los: Alle lauschten andächtig seiner Erzählung: " Also der Friseurwitz geht so! Da kommt einer zum Friseur und will sich rasieren lasen. Der Friseur nimmt den Rasierpinsel, doch statt Rasierschaum zu nehmen, spuckt der Friseur drei, viermal kräftig auf den Pinsel und fährt dem Kunden damit im Gesicht herum. Der Kunde kann es kaum glauben, was ihm da passiert und ist völlig konsterniert. Das konnte doch nicht wahr sein, durchfuhr es den Kunden , als der Friseur die Spucke gleichmäßig im Gesicht verteilte. " Sie Schwein ! " brüllte der Kunde den Friseur an, und dabei lief ihm noch ein kalter Bauer die Bake hinunter , erbost schrie er weiter: " Sie können doch nicht einfach auf den Pinsel spucken und mir damit im Gesicht herumfahren, ich werde mich bei der Innungskammer beschweren ! " Der Friseur antwortete cool: " Wieso kann ich das nicht, Sie sehen doch das ich das kann ! Das ist bei uns so üblich " antwortete er, und dann sofort weiter: " Wenn Ihnen das aber nicht passt, dann können Sie ja gehen, denn meinen Stammkunden den spucke ich bei der Rasur immer direkt ins Gesicht, und da beschwert sich niemand ! " Der Witz der saß. Das Lachen wollte nicht enden und "Tunichtgut " hatte bereits die zweite Flasche geöffnet. Auch Johann musste immer wieder lachen und mittrinken, es war ihm jetzt auch alles egal, der Tag war sowieso gelaufen. Alle unanständigen Witze machten die Runde und auch die zweite Flasche näherte sich dem Ende. "Tunichtgut ", noch immer den langsam trocknenden Rasierschaum im Gesicht, schwenkte auf seinem drehbaren Kunden - Stuhl immer im Kreis, von der Spiegelseite zurück zu den drei wartenden und mitsaufenden Stammgästen, die er mit fachmännischem Wissen gekonnt bediente. Es schien also ein ein unvorhergesehen lustiger Vormittagsabschluss zu werden und es wäre auch sicherlich ein gutes Ende geworden, wenn der Schnapskonsum sich in Grenzen gehalten hätte. Doch Johann der Friseur, Stammgäste und " Tunichtgut " lallten nur noch und Johann musste höllisch aufpassen, dass ihm die Situation nicht aus den Händen glitt. Doch die Situation glitt ihm aus den Händen und es gab dann doch kein Happy End, denn als "Tunichtgut " mal wieder mit seinem Sessel so einen richtigen Schwenker im Kreis vollführte, da musste er sich plötzlich übergeben und die ekelische braune Brühe übergoss sich zunächst quer über die drei wartenden Stammgäste und dann bei der Vollendung des Kreisschwunges auch noch über die ganze riesengroße Spiegelfläche des " Salons Lustig ". Die Soße rann langsam die Spiegelflächen hinunter und die Kunden versuchten sich ihre Gesichte zu säubern. Zunächst war frustrierendes Staunen angesagt. Sowohl Johann der Friseur als auch seine Stammgäste erstarrten in lähmendem Entsetzen. Doch dann war Johann der Erste, der wieder zu sich kam. " Du Schwein! " brüllte er erbost den armen "Tunichtgut " an, " jetzt reicht´s aber mit Deiner Sauerei! Guck mal was Du hier angestellt hast, das krieg ich nie mehr weg ! " Er hob den bedauernswerten Tunichtgut unsanft aus dem drehbaren Sessel und bekam im gleichen Moment auch noch einen richtigen " Aufguss " mit. Die wartenden Gäste, von oben bis unten besudelt, eilten wütend zur Toilettentür , während Johann " Tunichtgut " auf die Straße bugsierte und bei dem ganzen Unglück natürlich ganz vergaß, diesem den weißen Kittel auszuziehen. Es war ein unbeschreiblich kurioses Bild und hätte in jedes Wilhelm Busch - Album gepasst, wie der um Hilfe schreiende Tunichtgut, noch mit Rasierschaum und mit vollgekotztem weißen Kittel versehen , vor dem mit Rasiermesser bewaffneten und fluchenden Friseurmeister Johann floh. " Tunichtgut " war schneller und flüchtete um die Ecke, während der geplagte Johann deprimiert und völlig außer Atem zu seinem Salon zurück schlich. Er bekam ein schlechtes Gewissen, weil er Alkohol im Laden ausgeschenkt hatte und nahm sich vor, nie wieder so etwas zu tun. Johann - noch innerlich zerrissen und mit schlechtem Gewissen gegenüber seinen Stammkunden belastet, die sicherlich nie wieder zu ihm kämen - betrat seinen Laden und glaubte für einen Moment, er träume, als seine drei Stammkunden - inzwischen wieder sauber von der Toilette zurück - ihm volltrunken entgegen torkelten und bereits dabei waren, die nächste Schnapsflasche zu leeren, denn " Tunichtgut " hatte natürlich in der Eile vergessen, seine Vertretertasche mit dem flüssigen Inhalt mitzunehmen: " Mensch Johann, bei Dir ist es Klasse ! So müsste es in jedem Friseur - Salon sein , wir kommen das nächste Mal auch wieder zu Dir ", so die unglaublichen Worte der volltrunkenen Stammgäste, " aber versprich uns, dass Du beim nächsten Mal auch wieder Schnaps da hast ! " so lallten sie übereinstimmend und reichten die Schnapsflasche herum. Der Friseurmeister war " baff " und verstand die Welt nicht mehr . Er hatte seine liebe Mühe, bis er die drei endlich los war, die zwar nicht den gewünschten Haarschnitt, dafür aber reichlich mit Schnaps belohnt worden waren. Johann hatte danach eine kreative, aktive Mittagspause vor sich. Statt der erwarteten, wohlverdienten Mittagsruhe, war akribisches Putzen in allen Variationen angesagt, denn die Kotze saß in allen Ritzen. Nie mehr würde er in seinem Salon Alkohol ausschenken. Doch pünktlich 15.00 Uhr kam - Johann wollte es nicht glauben - der erste der drei am Vormittag zu kurz gekommenen Stammkunden, wollte nun endlich die Haare geschnitten bekommen und verlangte aber vorweg mit fordernder Miene einen Schnaps ! " Das darf doch nicht wahr sein! " dachte sich der an seiner Moral zweifelnde Friseurmeister und schenkte dem Stammkunden nach langem Zögern widerwärtig einen Schnaps ein! Nach diesem einschneidenden Erlebnis änderte Johann seine Geschäftspolitik, und siehe da, das Geschäft lief von Woche zu Woche besser. Die Nachbarn allerdings wunderten sich, dass immer öfter Kunden volltrunken nach dem Haareschneiden auf die Straße wankten. |
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