Horst Gauss

*Mein sportliches Porträt*

Als ich im September 2000 von der Frankfurter Sport-Dezernentin Sylvia Schenk das Bundesverdienstkreuz im Frankfurter Römer überreicht bekam, war dies der sichtbare Dank der Stadt für mein mehr als 30 Jahre dauerndes Engagement für den Amateur - Boxsport.

Ich wurde 1937 geboren, und schon 1950 bestritt ich einige Boxkämpfe beim Boxring Eberbach. Leider wurde der Club 1950 aufgelöst, was für mich wie ein Weltuntergang war. Ich liebte nun einmal den Boxkampf, hatte nun aber keine Möglichkeit mehr zum Boxtraining. Also spielte ich notgedrungen in Eberbach beim VFB Fußball, als Torwart, von der C-Jugend hoch bis zur ersten Mannschaft. Außerdem war ich Mitgründer des Eberbacher Tischtennis - Clubs und wurde 1958 Stadtmeister im Tischtennis. Nach meiner Bundeswehrzeit kam ich 1960 nach Frankfurt am Main, wo ich mich sofort dem Sachsenhäuser Verein VFL Germania 94 anschloss. Ich spielte in der ersten Mannschaft Fußball , wurde dann aber von Gerd Welz, dem späteren Bundesliga-Torwart verdrängt und spielte danach in der 1. Handball-Mannschaft der Germania, wo wir 1962 Meister der A-Klasse wurden. Dann folgten viele Jahre in der Fußball - Soma der Germania mit einigen Meisterschaften. Außerdem stieg ich mit der Tischtennis - Mannschaft der Germania von der B-Klasse bis in die Gruppenliga auf.

Ich machte 1963 mein Abitur auf dem Hessenkolleg und studierte ab 1963 Volkswirtschaft. Zum Boxen kam ich zufällig 1963, als mich ein Kommilitone mit zum Uni-Boxen nahm. Dort fand ich zu meiner alten Liebe zurück und bestritt einige Kämpfe bei den Hochschulmeisterschaften. 1964 gründeten Herbert Wolf, Hermann Braun, Olaf Rausch und ich den Boxclub CSC Frankfurt-Sachsenhausen.

Der CSC sollte mein Schicksal werden

Der Club mit seinen vielfältigen Aufgaben nahm mich so in Beschlag, dass ich für kein anderes Hobby mehr Zeit hatte. AB 1964 bis zum Jahr 2000 war ich für den Club entweder als Boxer, als Trainer , als Manager, als Vorsitzender oder als Sponsor tätig. Immerhin brachte ich es auf 83 Kämpfe. Ich boxte mit wechselndem Erfolg. Meine hauptsächlchen Wegbegleiter während all dieser Zeit waren Ulf und Olaf Rausch, mit denen ich alle Höhen und Tiefen des Clubs erlebte. 1977 wagte ich das Risiko eine Boxstaffel für die "Zweite Bundesliga" zu melden. Von diesem Tage an nahm mein Leben einen anderen Lauf ! Der CSC kostete mich viel Geld und Nerven. Beruf und Privatleben litten sehr unter den dauernden Belastungen. Die ersten 3 Jahre hatten wir auch wenig Zuschauer - Resonanz. Ich hatte keinerlei Unterstützung von der Stadt und so trainierten die Boxer zunächst in der von mir angemieteten Sportschule in der Dreieich- Straße 39 und dann 15 Jahre lang in der angemieteten Sportschule im Wasserweg 30. Ich war immer als Nachwuchstrainer tätig. Hunderte Jungs gingen durch meine Schule und so bekannte Boxer wie Willi "de Ox" Fischer und Karlheinz Scheibe lernten bei mir das " Box-ABC ".

Aber 1980 hatte ich es gepackt. Die Bundesligakämpfe am Sonntagmorgen waren der entscheidende Knackpunkt !

Zu den Ligakämpfen Sonntagmorgens kamen meist um die 1200 Zuschauer. Zusammen mit den Gebrüdern Rausch und ab 1988 mit Herbert Wolf und Walter Mandausch hievten wir den CSC zu einem der erfolgreichsten Sportclubs in Frankfurt am Main.

Der CSC wurde dreimal Deutscher Mannschaftsmeister (1985, 1988 und 1990)

Ein weiterer Grund für meine Auszeichnung dürfte mein Engagement im Osten Deutschlands bei der Wiedervereinigung im Jahr 1990 gewesen sein. Ich half dem ehemaligen DDR- Vorzeigeverein "Wismut Gera" zwei Jahre lang beim Wiederaufbau der erfolgreichen Boxstaffel um den heutigen Weltmeiser Markus Bayer.
Als es darum ging, die ostdeutschen Boxvereine in den Deutschen Amateur - Boxverband zu integrieren, protestierte ich vehement bei der entscheidenden Bundesligasitzung dagegen, dass man aus geographischen Gründen die ostdeutschen Bundesligavereine unter sich im Osten boxen lassen wollte und die westdeutschen Boxvereine untereinander im Westen. Mein Vorschlag, die sportliche Wiedervereinigung zu vollziehen und die Bundesligastaffeln zu mischen wurde nach langer Debatte angenommen und seitdem boxen ostdeutsche und westdeutsche Vereine stets zusammen.
ab 1992, nach dem Rücktritt von Herbert Wolf und Walter Mandausch führte ich den Club mit Ulf Rausch viele Jahre lang alleine und die Boxstaffel wechselte von Jahr zu Jahr zwischen Oberliga und 2. Bundesliga. Sponsor war bis 1996 Petra Mandausch. Der Familie Mandausch hat der CSC viel zu verdanken. Nachdem der CSC aus der Sporthalle Süd vom Hausmeister herausgeekelt wurde, wurde mit dem Umzug ins Motodrom an der Offenbacher Stadtgrenze eine neue erfolgreiche Ära eingeläutet.
Sponsor wurde Michael Luther, mit dem ich bis zu meinem erzwungenen Rücktritt im Jahr 2000 hervorragend zusammen arbeitete.
Es gelang mir, mit viel Enthusiasmus, großen finanziellen Opfern und großartiger Publikums-Unterstützung, den CSC noch einmal bis in die 1. Bundesliga zu führen, wo der Club im Jahr 2000 in der neuen Kampfstätte, der Wintersporthalle im Frankfurter Waldstadion vor 1200 Zuschauern sogar um die Deutsche Meisterschaft boxte. Meinem Nachfolger Hermann Winkler gelang es jedoch nicht den Club auf Ligakurs zu halten, und so steht der CSC heute im Jahr 2007 kurz vor der Auflösung. Mein Bestreben, mein Lebenswerk den CSC zu retten, scheiterte an den fast 10.000 Euro Schulden, die der Club heute mit sich herumschleppt. Ich widmete mich sportlich gesehen dem Hessenmeister Kavin Gebhard, den ich ab 2002 trainierte und ihn auch im Profilager betreute. Er hat bis heute 10 Kämpfe bestritten und alle gewonnen. Doch habe ich mich von Kavin letztes Jahr getrennt. Wir hatten Differenzen. Ich trainiere zur Zeit ein bis- zweimal wöchentlich Manager-und Nachwuchsboxer und zweimal wöchentlich trainiere ich seit Oktober 2006 die Sportjugend Frankfurt im Kuckucksnest an der Louisa in Frankfurt-Sachsenhausen.