Horst Gauss

Jacob Schöneberger vom Frankfurter Reichsbahn-Turn-und Sportverein Rot-Weiß

Jakob mit dem Donnerschlag

-         Ein vergessener Sohn der Stadt Mörfelden – der Boxer Jakob Schöneberger -

Man sucht ihn vergeblich bei Wikipedia unter den in Mörfelden - Walldorf geborenen Persönlichkeiten.

Dabei war der am 8. Oktober 1913 geborene Jakob Schöneberger nicht nur ein attraktiver Mann sondern vor allem ein national und international außerordentlich erfolgreicher Boxer gewesen.

Über 250 Kämpfe hat er bei den Amateuren bestritten und wurde 1938 und 1943 auch Deutscher Meister im Federgewicht. Bei den Berufsboxern endete sein Kampf um die Deutsche Meisterschaft gegen Georg Assmann am 19.November 1948 im Düsseldorfer Planetarium unentschieden.

Seine Ko – Quote insgesamt lag bei 90 Prozent.

Nach dem Ende seiner sportlichen Laufbahn war er in den fünfziger Jahren Boxtrainer bei dem  Traditionsverein „SG Rot Weiss Frankfurt 1901 e.V.“, dem Sportverein der Reichsbahn.  Diesem Verein ist Schöneberger zeitlebens treu gewesen, auch seine berufliche Laufbahn begann bei der Reichsbahn und endete bei der Bundesbahn, mit allen Vorzügen, die ein Spitzensportler in Bundesdiensten haben konnte.

Schöneberger 1935

 

Posthum möchte Wolfgang Wawrzyniak, der Jakob Schöneberger noch als Trainer kennen lernte, dafür sorgen, dass Schöneberger die ihm gebührende Ehre zuteilwird. Wawrzyniak verfügt über persönliche Dokumente und Bilder des bekannten Sportlers und wurde auch bei der Archivgruppe der SKV Mörfelden fündig.

Dort findet sich ein Hinweis auf Schöneberger im Zusammenhang mit einer Boxveranstaltung am 12.04.1947 im Mörfelder Volkshaus. Vor 1200 Zuschauern boxte dort (Zitat) „das Frankfurter Boxidol Jakob Schöneberger, geb. in Mörfelden.“ Es war sein 250. Kampf. Kaum 2 Monate später, am 1.6.1947, wird Schöneberger Profi. Als Berufsboxer wird er Mitglied im „Verband Südwestdeutscher Faustkämpfer“ mit Sitz in Wiesbaden.

Schönebergers Profikämpfe

Und dann meldet sich Horst  Gauß aus Frankfurt am Main, einst aktiver Boxer beim CSC Frankfurt und seit Jahrzehnten nunmehr Manager dieses Vereins. Er verfügt über ein umfangreiches Archiv nicht nur der Frankfurter Box-Szene. Da sprudeln plötzlich die Infos über Schönebergers Amateur- und Profizeiten aus zahlreichen Zeitungsberichten, hier nur einige Schlagzeilen:

-         Schöneberger ist der Frankfurter Lokalmatador mit Dynamit in den Fäusten

-         Schöneberger der kampfstärkste deutsche Federgewichtler

-         Schöneberger in einem wild bewegten pausenlosen Schlagwechsel über 12 Runden

-         Schöneberger ein hartschlagender Herausforderer

-         Jakob mit dem Donnerschlag

Schöneberger steht bei dem bekanntesten Boxpromotor seiner Zeit, Joachim Göttert, unter Vertrag wie auch Hein ten Hoff und etwas später Gustav „Bubi“ Scholz.

Schöneberger als Profi 1948

Hans  - Joachim Rauschenbach vertritt Jakob Schöneberger  in einem Herausforderungsverfahren 1948 gegen Georg Assmann(Rauschenbach war damals Volontär der Fuldaer Volkszeitung und hat späterJahrzehnte beim Hessischen Rundfunk sowohl die Sportschau wie auch die Hessenschau moderiert). Pikanterweise  schreibt Rauschenbach an Schöneberger, wohl im Zusammenhang mit einer Verschiebung des Kampfes: „…in diesem Sinne wäre es durchaus angebracht, wenn Sie einige Tage einen harmlosen Verband tragen würden. Für alle Fälle…“.

Wawrzyniak hat in Mörfelden – Walldorf unter den zahlreichen Schöneberger‘s einen nahen Verwandten ausfindig machen können, im Ortsteil Mörfelden lebt Jakob‘s Cousin Wilhelm.

Jakob Schöneberger ist am 22.02.1988 in Offenbach a.M. verstorben und wurde auf dem Friedhof in Mühlheim- Dietesheim im Landkreis Offenbach beigesetzt. Dort war Schöneberger zuletzt wohnhaft. Im November 1994 wurde, aus welchen Gründen auch immer, seine Ausgrabung beantragt. Seine endgültig letzte Ruhe hat er am  01.12.1994  auf dem Friedhof  der Stadt Langen/Hessen gefunden.

 

Recherchiert von

Wolfgang Wawrzyniak

Mörfelder Straße 43

64546 Mörfelden - Walldorf