Horst Gauss

1964 eine merkwürdige Vereinsgründung

Das Jahr 1964 war in verschiedenen Hinsichten ein bemerkenswertes Jahr. Deutschland holte bei den olympischen Spielen in Tokio 10 Goldmedaillen, der 1. FC Köln wurde der erste Deutsche Fußballmeister nach Einführung der Bundesliga, Sepp Herberger betreute zum letzten Mal die Deutshe Fußball-Nationalmannschaft, Marika Kilius und Hans Jürgen Bäumler schrieben Sportgeschichte und wurden in Cortina dÀmpezzo Weltmeister im Eiskunstlaufen, in Deutschland feierte man außerdem den einmillionsten Gastarbeiter und schenkte ihm ein Moped.

In Frankfurt-Sachsenhausen gab es in der Dreieichstraße 39 im Hinterhaus eine kleione Sportschule, von niemanden beachtet, hätte nicht ein klobiger Schaukasten am Vorderhaus darauf aufmerksam gemacht, dass sich da im Hinterhaus sportlich etwas tat. Der Besitzer der Sportschule war ein Rumäne, namens Michael Petrescu, einer der drei Petrescu-Brüder, die es nach dem Krieg nach deutschland verschlagen hatte, und von denen Sandu Petrescu der bekannteste war, gfenörten ihm doch früher die Boxschulen im Bahnhofsviertel und später in der Stiftstraße. Bei Sandu hatten früher so bekannte Boxer wie Sugar Ray Robinson und Bubi Scholz trainiert, wenn sie in Frankfurt boxten. Michael wolte es seinem Bruder nachmachen . Doch nicht nur der Bruder war sein Vorbild, auch der Central-Sporting-Club in Paris hatte es ihm angetan. Dort hatte Michael vor Jahren geboxt. Man durfte es ihm glauben, dass er als Profi ca. 40 Kämpfe absolviert hate, er konnte seine Ringtaten durch Zeitungsausschnitte belegen. Auch sopnst hatte Michael einiges drauf, er war ein guter Boxtrainer. Nur mit den amateur-Bestimmungen nahm er es nicht so genau, woher sollte er auch wissen, dass es da gewaltige Unterschiede zwischen Profis und amateuren gab. Sein Bruder, Sandu, hatte erst vor einigen jahren junge Burschen nach ein paar Amateurkämpfen zu Profis gemacht. Roland Swoboda, die Gebrüder Jäger, Schorsch Binder, Peter Faust und noch einge mehr. So ähnlich wollte es auch Michael Petrescu machen, als er den in seiner Sportschule trainierenden Hermann Braun, Olaf Rausch, Herbert Wolf, Horst Gauß, Peter Pachmann, Reiner Nollund Uwe Willig erklärte, er wolle einen Boxclub gründen. Nur mit halbem Ohr hörten die Angesprochenen hin, sie wollten eigentlich keinen Club gründen, sondern nur ein bisschen trainieren. Eigentlich war es allen egal ob da ein club gegründet wurde oder nicht. Michael lief mit einem Schmierzettel durch die Sportschule und sammelte von den just Anwesenden die zur Gründung noctwendigen 7 Unterschriften.

Die 4 Gründer der neuen Sport- schule waren Gerd Riethenauer, Horst Gauß, Herbert Wolf und Hermann Braun

Amos Lincoln, der Gegner von Karl Mildenberger trainierte in der CSC-Sportschule

Das war die Geburtsstunde des später so erfolgreichen CSC Frankfurt-Sachsenhausen
Petrescus Sportschule ging mehr schlecht als recht, er hatte einfach zu wenige Mitglieder um die Unkosten zu decken. Nun, mit dem neu gegründeten Central-Sporting-Club (CSC) soltle alles anders werden. Petrescu wollte alle 14 Tage in Sachsenhausen eine Boxveranstaltung aufziehen um somit seine Sportschule zu finanzieren. Der einzige, der schon damals seine Zweifel ob dieses Vorhabens anmeldete, war der spätere erste Vorsitzende Hermann Braun. Braun hatte früher mal als Amateur geboxt und kannte daher natürlich die Amateurbestimmungen. Zunächst mussten ja aber auch erst einmal Boxert vorhanden sein. Die einzigen Mitglieder, die schon Kämpfe hatten waren peter Pachmann und Horst Gauß, sowie der nach einigen Monaten dazu gekommene Herbert Wolf. Sie alle trainierten eigentlich nur deswegen bei Petrescu, weil dessen Sportschule immer geöffnet warund man nicht von den Öffnungszeiten der Vereine in den Schul-Sporthallen abhängig war. Reiner Noll war ein sogenannter "Herrensportler". Diese kuriose Bezeichnung von Feizeitsportlern wurde damals - wer weiß von wem - erfunden, und kursiert noch heute durchs Vereinsgeschehen. Nun, diese gemischte Gesellschaft aus "Herrensportlern" und Amateurboxern gründete also den CSC. Doch nach der seltsamen Gründung tat sich lange nichts mehr. Olaf Rausch, Horst Gauß, Herbert Wolf, Karlheinz Repp, Uwe Willig, Peter Pachmann und ein junger Mann namens Hans-Georg Zöller waren das dürftige Boxer-Potential. Michael Petrescu, Hermann Braun und Reiner Noll waren die Führungskräfte, in deren Hand das Schicksal des neu gegründeten Clubs lag. Die Sportgeräte in Michaels Sportschule waren mehr als dürftig. Da standen ein vergammeltes Tretrad und ein Schüttelgerät herum, ein Ruderapparat, der jeden Monat neu zusammengeschweißt werden mußte, und ein ganz seltsames Body-Building-Gerät, ein komisches Monster, das den halben Raum der Sportschule in Anspruch nahm, und das jeden Besucher sofort in Staunen versetzte, wenn er die Sportschule betrat. Auch eine moderne Heimsauna war vorhanden, ein rundes "Etwas" in das man sich auf einem beheizten Holzschemel sezten mußte, lediglich der Kopf schaute noch heraus, und in dem an ab und zu mal einen leichten elektrischen Schlag abbekam. Doch man hatte sich schon daran gewöhnt. Diese Heimsauna wurde besonders gern von Olaf Rausch benutzt, der jedesmal DM 5,--Benutzungsgebü+hr berappen mußte, viel Geld für 1964. Diese Heimsauna war dann auch die Hauptattraktion in Petrescus Werbeprospekten. Auch "die warme Dusche" wurde besonders hervorgehoben, damals war warmes Wasser in den Sportschulen keine Selbstverständlichkeit. So tummelten sich im Hinterhaus der Dreieichstraße 39 ein illustres Völkchen. Da gab es keine Trainingszeiten, getrennt für Männer und Frauen, alle trainierten zusammen, und da die Umkleidekabine der Frauen direkt neben der der Männer lag, lediglich getrennt durch eine dünne Wand, über die man ohne Schwierigkeiten in die Nachbarkanie schauen konnte, wenn man sich auf die Sitzbank stellte, hielten sich die Boxer oft recht lange in der Umkleidekabine auf. Jedenfalls ziehen sie sich heute in der nüchternen, nichts versprechenden CSC-Kabine wesentlich schneller um. Doch all das war relativ unwesentlich. Wichtig war, es gab einen Boxring, zwei Sandsäcke, eine Maisbirne, einen Punchingball und Boxhandschuhe. Mehr brauchten die Boxer damals nicht, und mehr brauchen sie auch heute nicht. Es hat sich in dieser Richtung nicht viel geändert in den vergangenen 25 Jahren. Wer etwas im Boxsport erreichen will, der braucht keine pompöse Sportschule, dem genügen die wenigen genannten Box-Utensilien. Dafür fließt in den Boxschulen der Schweiß um so mehr, wahrscheinlich ein Grund dafür, daß seinerzeit die Anzahl der Herrensportler und Gymnastik-Damen zrückging, je mehr Boxer den Weg zum CSC fanden. Das Jahr 1964 rann dahin, ohne, daß sich noch etwas besonderes ereignete. Michael Petrescu konnte einem leid tun. Wofür sollte er sich nur entscheiden. Für die Boxer oder für die Gymnastik-Damen und Herrensportler? Egal, was er, oder später auch andere anstellten, die Sportschule im Hinterhaus der Dreieichstraße sollte nie eine Attraktion werden. Für Petrescu wurde sie auf keinen Fall das ersehnste "Zweite Bein". Herbert Wolf, der damals gerade von Ahlen nach Sachsenhausen in die Darmstädter Landstraße gezogen war, un der vor Jahren schon mehrmals Württembergischer Meister im Halbweltergewicht war, solle eigentlich nur noch ein bisschen trainieren, doch schon bald sollte er voll ins Vereinsgeschehen eingespannt werden. So kreuzten sich schon damls die Wege der Männer, die den CSC später prägen sollten. Das Gründungsjahr des CSC ging zu Ende, ohne, daß noch irgend etwas Entscheidendes bewegt worden wäre.

1965 - die ersten CSC-Veranstaltungen, Trennung von Michael Petrescu!

1965 war das Jahr, in dem der CSC zum erstenmal in der Öffentlichkeit in Erscheinung trat. Am 20. Januar wurde der Verein endlich ins Vereinsregister eingetragen. Doch das war nur ein Stück Papier. Boxambitionen hatten eigentlich nur Horst Gauß und Olaf Rausch, Herbert Wolf erklärte sich bereit, nur dann auszuhelfen, wenn Not am Mann sei. Doch, wie sich später herausstellte, Not am Mann war beim CSC immer.

Olaf Rausch und Horst Gauß bestritten die ersten Kämpfe für den CSC

Am 13.06.1965 fuhren dann Olaf Rausch und Horst Gauß als erste CSC-Boxer zum Nachwuchs-Turnier nach Gelnhausen und besiegten ihre Gegner. Erstmals wurde der Club auch in der Zeitung erwähnt. Das gab Petrescu natürlich mächtigen Auftrieb und er wollte jetzt unbedingt die erste Veranstaltung in Sachsenhausen aufziehen. Daß er erst Mitglied im Hessischen Amateur-Boxverband werden mußte, das konnte er nicht ahnen, und so nahm ihn Herbert Wolf jurzerhand mit auf den Verbandstag, wo Michael Petrescu überhaupt nichts mehr verstand. Da gab es ja so viele Regelungen und Bestimmungen, wie sollt er da noch durchblicken. Wenn das man alles gut ging. Doch es ging zunächst gut. Herbert Wolf und Hermann Braun, die ja Erfahrung mit Verbandgremien hatten, halfen Petrescu wo sie nur konnten. Doch die Zielsetzungen verschoben sich immer mehr. Während Petrescu hochfliegende Pläne mit den Boxern hatte, "die sollen alle mal Profis werde, die müssen meine Sportschule finanzieren, ich besorge den Boxern Arbeit! ", dachten Wolf, Braun, Gauß und Rausch ganz anders. Sie wollten ganz einfach nur einen Amateur-Boxclub gründen, nicht aber später Profis werden. Petrescus Aussagen standen im krassen Gegensatz zu den Amateur-Bestimmungen.

Die erste CSC-Boxveranstaltung am fand am 26, Juni 1965 in der Sporthalle Süd statt!

Die Veranstaltung sollte nach Petrescus Meinung gleich wie eine Bombe einschlagen. Ganz Sachsenhausen müsse da sein, die Presse müsse täglich berichten, ganz Frankfurt müsse von Plakaten überschwemmt sein. Frankfurter Rundschau und Neue Presse berichteten jedoch nur ganz klein von der Veranstaltung, eine große Enttäuschung für Michael. Auch mit den Boxern wollte es plötzlich nicht klappen. Waren sie noch Tage zuvor frohen Mutes, so wurde jetzt kurz vor der Veranstaltung das Häuflein derjenigen, die in den Ring klettern wollten, immer kleiner. Horst Gauß hatte, wie gesagt, mächtig die Werbetrommel gerührt. Ihn, den ehemaligen Fußballer und Tis chtennisspieler der Germania wollten natürlich viele Bekannte aus Neugierde boxen sehen. Sie konnten sich einfach nicht vorstellen, dass Gauß plötzlichz ein Boxer war, wo er doch nie zuvor mit diesem Sport zu tun hatte. Der Gegner des CSC war die SG Egelsbach. Vom Ringkommando kamk keiner, sodaß Herbert Wolf mit seiner damaligen Freundin Hella den Ring allein aufbauen musste. Es kamen dann auch tatsächlich 600 Zuschauer in die Sporthalle Süd. Doch außer Horst Gauß war kein CSC-Boxer übrig geblieben, sodaß sich Herbert Wolf bereit erklärte, einzusprigen. Das sollte er danach noch oft müssen, daß er sich letztendlich zur Fortsetzung seiner Karriere entschloß. Gott sei Dank gab es damals einen Wolfgang Wawrzyciak vom FSV Frankfurt, der dem neuen Club unter die Arme griff. Den Ring stellte der BC Zeilsheim zur Verfügung. Ein Clubkampf wurde es beileibe nicht, den*n vom CSC standen nur Herbert Wolf, Horst Gauß und Zöller zur Ver fügung. Wolf, früher Weltergewichtler, mußte jetzt sogar im Schwergewicht boxen. Klar, daß er dort keine Chance hatte und gegen den Klasse-Ami namens Hill verlor. Zöllers Abgang kam schon in der ersten Runde, während Horst Gauß ein Unentschieden gegen einen bulligen Farbigen namens Terry Bailey erreichte. Lediglich 6 Kämpfe kamen zustande und nicht deutete darauf hin, daß hier in in der Sporthalle Süd der CSC 20 Jahre soäter um die Deutsche Meisterschaft der Amateur-Boxer kämpfen sollte. Nicht nur Michael Petrescu war enttäuscht, auch die anderen Mitglieder ließen die Köpfe hängen oder kamen gar nicht mehr zum Training. Die Spannungen in der Sportschule wurden nun immer größer. Michael Petrescu hatten viele Herren-Sportler und Gymnastik-Damen wegen der Boxer verloren, und nun hatten ihn die Boxer im Stich gelassen. Doch plötzlich kamen richtige Profis in die Sportschule. Karlheinz Nusser hieß der sch lagstarke Profi-Neuling, der seinen Manager Gerd Riethenauer gleich mitbrachte. Auch Georg Binder und Roland Swoboda, zwei Profi-Neulinge, die sich mit Sandu Petrescu überworfen hatten, trainierten jetzt bei seinem Bruder Michael. Der schöpfte nun wieder Hoffnung. Nachdem des mit den Amateuren nicht geklappt hatte, und auch das Geld nocht so floß wie er sich das vorstellte, wollte er es jetzt mit Profis probieren. Doch da war Gerd Riethenauer, der Manager im Wege, der, wenn überhaupt, an den Profis Geld verdienen würde. Also müßte der weg. Beitrag zahlten die Profis auch nicht. Das sollte später mit der Gage verrechnet werden. Doch erstens gab es für die Profis keine Kämpfe und zweitens bezahlten sie nur mürrisch. Als Karlheinz Nusser einmalin "Natura" bezahlen wollte, er brachte Petrescu ein in Pergamentpapier verpacktes Fleischpaket mit, schaute ihn Petrescu verständnislos an und warf dann das Fleischpaket wütend die Treppe der Sportschule hinuter. Nusser ging gleich hinterher. Die Monate rannen dahin. Frau Dannemann, die liebenswürdigen Vermieterin der Sportschule verfolgt das seltsame Treiben im Hinterhaus mit Interesse und Skepsis. Diese komische Gemeinschaft, die sich da Central-Sporting-Club nannte, machte einfach keine Freude und hatte auch kein gemeinsames Ziel. Die wenigen Damen wollten in Ruhe ihre Gymnastik machen, die Profis wollten möglichst umsonst bei Petrescu trainieren, nicht aber für ihn boxen, die Herrensportler fühlten sich genauso wie Damen, durch die Boxer gestört, und die wenigen Amateur-Boxer wußten überhaupt nicht mehr wo es lang gehen würde. Allerdings profitierten sie von dem Sparring mit den Profis. Kurzum, die Zusammenarbeit mit Michael Petrescu wurde immer schwieriger. Das war nicht unbedingt seine Schuld, nur seine Vorstellungen waren anders als die von Hermann Braun, Herbert Wolf, Horst Gauß und Olaf Rausch. Die waren sich schon lange einig, irgendwann mit Petrescu Schluß zu machen und etwas eigenes aufzubauen. Man wollte eine eigene Sportschule bauen, doch woher sollte man das Geld nehmen, außerdem mußte erst einmal ein geeigneter Raum gefunden werden. Im September brachte Horst Gauß Reiner Nees mit zum Training. Reiner, ein echter Sachsenhäuser Bub, Sohn von Moppel Nees, dem ehemaligen Eintrachtspieler, der in Sachsenhausen überall bekannt war, wollte unbedingt boxen. Auf der Straße konnte Reiner das ausgezeichnet, und obwohl er nur 60 Kilo wog, eilte ihn ein guter Ruf voraus. Vom Training hielt Reiner allerdings nicht viel, doch Talent und Durchsetzungsvermögen hatte der Bursche. Petrescu dachte sich, wenn Nees, Gauß, Rausch und Wolf in Sachsenhausen boxen würden, dann mußte doch die Halle voll werden. Also wollte Petrescu es noch einmal mit den Amateuren probieren. Er hatte mit Schunk und Jasciewic auch noch zwei Jugendboxer, sodaß ein gewisses Kämpfer-Potential am Ende des Jahres 1965 da war.

Am 6. Dezember 1965 fand die erste Boxveranstaltung im Südbahnhof statt!

Im großen Wartesaal des Südbahnhofes sollte diesmal geboxt werden. Doch die Veranstaltung im Südbahnhof sollte die chaotischste werden, die der CSC je organisiert hatte, sie übertraf sogar noch die Sommerveranstaltung. Es hatte sich schnell in Sachsenhausen herumgesprochen, daß Reiner Nees boxen würde, und so war der Saal im Südbahnhof brechend voll. Den weiteren Verlauf der Veranstaltung gibt in etwa nebenstehende "Episode am Rande" wieder, mit dem sinnigen Titel "Wild-West im Südbahnhof von Sachsenhausen", die ungekürzt aus der CSC-Chronik übernommen wurde. Waren die Zeichen schon der der Veranstaltung auf Sturm gestanden, und eine Trennung von Michael Petrescu geplant, so gab es jetzt überhaupt keine Zweifel mehr an einer sofortigen Trennung. Das Ende des Jahres 1965 brachte auch das Ende der Ära Petrescu. Petrescu hatte zwar immer das Gute gewollt, doch war er daran gescheitert, daß er die verschiedenen Gruppierungen in seiner Sportschule nie unter einen Hut bringen konnte. 1966 – Die neue Sportschule wird eröffnet! Das Jahr 1966 brachte für den CSC einen Neubeginn. Am 18.01.1966 fand die erste richtige Mitglieder-Versammlung des CSC in der Gaststätte „Zum fetten Fritz“ in der Klappergasse in Sachsenhausen statt. Dort trafen sich Olaf Rausch, Gerd Riethenauer, Günter Kazenski, Karl-Georg Zöller, Horst Gauß, Herbert Wolf, Hermann Braun, Karlheinz Repp und Michael Petrescu. Michael Petrescu schied aus dem Vorstand aus, er wollte in Zukunft nur noch mit Berufsboxern zusammenarbeiten. 1. Vorsitzender wurde Hermann Braun, 2. Vorsitzender Günter Kazenski, Geschäftsführer Herbert Wolf und Jugendwart Horst Gauß. Es wurde beschlossen, die Trainingsstätte des CSC von der Dreieichstraße in die Maystraße zu verlegen. Dort war Hermann Braun bei der Schlosserei Balles fündig geworden. Ein ca. 100 qm großer Raum konnte gemietet werden, natürlich, und das sollte für den CSC charakteristisch werden, in einem Hinterhof. Von dieser Hinterhof – Atmosphäre sollte der Club nie loskommen, doch wie sich später zeigte, nicht zu seinem Nachteil. Die neue Sportschule in der Martin May Straße sollte ein ganz „Dolles Ding“ werden. Die Gründer und Finanziers waren Herbert Wolf, Horst Gauß, Hermann Braun und Gerd Riethenauer. Auch das Konzept war klar. Es sollten Amateur-Boxer herangezogen werden. Natürlich durften auch Profis dort trainieren, aber erstes Ziel war der Aufbau einer schlagstarken Boxstaffel. Von der Zusammenarbeit mit den Profis versprachen sich die Gründer viel. Monatelang wurde nun geackert. Hermann Braun baue die Duschen fas ganz allein. Überhaupt war er der beste Handwerker. Aber auch Herbert Wolf, Gerd Riethenauer und Horst Gauß packten mit an, so gut es eben ging. Ab 1. April war es dann so weit, die neue Sportschule wurde eingeweiht, der CSC konnte in eine neue Zukunft starten. Doch ging alles zunächst sehr schleppend voran. Herbert Wolf trainierte die Senioren, nur waren außer Horst Gauß keine mehr da. Der trainiert die Jungend, wo Kurtchen Becker, ein rothaariger Lausbub der erste CSC-Jugendliche war. Doch Kurtchen sah die Sportschule auch lieber von außen, sonst wäre er sicherlich ein Großer geworden. Aber neben Kurtchen Becker kamen auch Peter und Gerd Homeier mit ihrem Vater Gerhard ins Training, der dann für viele Jahre ein unentbehrlicher Helfer für Horst Gauß wurde. Auch Paulchen Müller und Ernst Knüttel waren mit bei den ersten Schülern dabei. Neben den Amateuren tummelten sich jetzt auch die Profis in der Sportschule. Walter Fischer, der geniale Profi-Manager und Trainer zog mit Heini Freitag ein, der sich auf sein Comeback vorbereitete. Aber auch die anderen Profis, Karlheinz Nusser, Ulf Dahlen, Hermann Lindner, Georg Binder und Bodo Wüsten trainierten in der Martin Maystraße. So war es nicht verwunderlich, dass der CSC zunächst als Proficlub abgestempelt wurde. Doch der CSC konnte stolz darauf sein, dass außer Erwin Walter keiner seiner Amateure je Profi wurde, und der hatte wenig Erfolg im anderen Lager. Beim CSC hätte er noch manchen Kampf machen können. Doch von der Zusammenarbeit mit den Berufsboxern profitierten die Amateure. Herbert Wolf war jetzt der Motor im Vorstand. Er wollte unbedingt veranstalten und hatte mit Horst Gauß auch einen zugkräftigen Lokalmatador. Herbert Wolf zog einen Clubkampf gegen den FSV auf, in dessen Mittelpunkt der Kampf des Deutschen Hochschulmeisters Frank Wolf gegen Horst Gauß stand. Gauß wollte Revanche, hatte er doch bei den Meisterschaften gegen Wolf umstritten verloren. Diese Veranstaltung musste zum Scheitern verurteilt sein, sie fand mitten in der Fußball-Weltmeisterschaft statt, und Deutschland spielte ausgerechnet an diesem Samstagabend. Es war schwül an jenem Abend. Herbert Wolf hatte einen Ring erstanden, der jetzt eingeweiht werden sollte, doch Herbert wartete vergebens auf das angekündigte Ringkommando. Zwei Stunden vor Veranstaltungsbeginn blieb ihm nichts anderes übrig als mit seiner Freundin Hella den Ring allein aufzubauen. Normalerweise machen das 6 kräftige Jungs, und nur, wer schon einmal bei einem Ringaufbau mitgeholfen hat, weiß, wie schwer das ist. Als der Ring endlich stand, da kamen sie alle, die Pseudohelfer und Nassauer, sie wollte alle dabei sein. Immerhin kamen noch 250 Zuschauer. Für Herbert Wolf war aber an diesem Abend das Leid noch nicht erfüllt. Tat ihm schon der Rücken vom Ringschleppen weh, so musste er jetzt auch noch boxen, um wenigstens 7 Kämpfe zusammen zu bringen. Zu guter letzt musste er auch noch gegen Muffel Mück boxen, der in der Blüte seiner Jugend stand. Horst Gauß macht im Halbmittelgewicht einen guten Kampf gegen Frank Wolf, der unentschieden endete. Die Veranstaltung ging schnell vorbei und war auch schnell vergessen. Sie musste zweifelsohne in die Rubrik der chaotischen Veranstaltungen des CSC eingereiht werden. Am 03.09.1966 boxte der CSC mit einer gemischten Staffel in Eisenbach/Taunus gegen den ABC Wiesbaden und am 23.09.1966 in der Sporthalle Süd gegen den TV Aschaffenburg. Bei beiden Veranstaltungen konnte man allerdings nicht von Clubkämpfen sprechen, es waren eher Meetings. Einzige CSC-Boxer waren Gauß und Wolf. Erstmals boxte auch der Niederräder Gastwirt Otto Kaiser mit, und er begeisterte die 450 Zuschauer in der Sporthalle Süd. Am 30.09.1968 war die gesamte CSC-Gemeinde in der Offenbacher Stadthalle um Heini Freytag, der ja beim CSC trainierte, die Daumen für sein Comeback gegen Mahmout le Noir zu drücken. Heini gewann und 2000 Offenbacher feierten ihn. Offenbach lag ihm zu Füßen. Ab November hatte der CSC mit Samy Ballmann vorübergehend auch einen neuen Trainer aus der Schweiz, der eine neue Belebung im Vereinsleben bedeutete. Doch Sammy zog es nach einigen Monaten wieder in seine Heimat zurück.

1967- Der CSC ist aktiv, das Jahr der vielen Clubkämpfe!

Stand das Jahr 1966 ganz im Zeichen des Aufbaues der neuen Sportschule, die ja in Deutschland ein Novum bedeutete, so brachte 1967 endlich auch den sportlichen Aufschwung. Bei den Hessenmeisterschaften 1967 war erstmals auch ein CSC-Boxer dabei. Horst Gauß musste im Halbmittelgewicht allerdings gegen Peter Spitzenberg, den zweifachen Deutschen Juniorenmeister ran, gegen den er auf verlorenem Posten stand. Gauß hatte erst 12 Kämpfe. Doch lieferte er Spitzenberg solch ein hartes Gefecht, dass die Zuschauer tobten. Am 17.03.1967 wurde im Südbahnhof veranstaltet und der Saal war proppevoll. Die Zuschauer feierten Otto Kaiser, Horst Gauß, Reiner Nees, Erwin Walter und Toni Tancis, die alle ihre Kämpfe gewannen. Toni Pancis, der großartige Techniker war vom FSV zum CSC gewechselt. Im Mai kam dann ein amerikanischer Spitzenboxer namens Amos Lincoln in die CSC-Sportschule um hier das Abschluss-Training für seinen Kampf gegen Karl Mildenberger zu machen. Das war natürlich ein riesiges Erlebnis für alle CSC - Fans. Die Sportschule glich tagelang einem Tollhaus. Im Mai wurde in Alsfeld geboxt und der CSC hatte mit Hennes Hild einen neuen Schwergewichtler. Auch in Niederrad wurde geboxt, wo natürlich Lokalmatador Otto Kaiser, der Wirt der " Traube " glänzte. Auch in Limburg und Aschaffenburg boxte der CSC und es schien so, als habe sich der Club etabliert. Kaiser, Wolf, Gauß, Nees, Walter, Hild, Pancis hießen in diesem Jahr die Stützen des Clubs. In den Jahren 1966 und 1967 fanden viele Kameradschaftsabende in der Sportschule statt. Da wurden einfach Äppelwoi-Tische aufgebaut, eine Stereo-Anlage installiert, und ab ging die Post. Die wohl schönste Weihnachtsfeier der damaligen Zeit fand am 09.12.1967 statt. Hermann Braun und seine Frau Diena hatten einen Tag lang die Sportschule liebevoll dekoriert. Da stand ein kleines Tannenbäumchen, es hingen rundherum grüne Tannenzweige an den Wänden, sogar die Sandsäcke waren zweckentfremdet worden und waren nun mit Lametta und Zweigen behängt. Die Äppelwoi-Tische waren weiß gedeckt und mit dicken roten Kerzen dekoriert. Wo sonst der Schweißgeruch der trainierenden Boxer den Raum erfüllte, wehte diesmal ein Hauch von Weihrauch und Tannengrün. Auf einem Tisch war eine Tombola aufgebaut, jeder Besucher hatte ein kleines Geschenk mitgebracht, feierliche Weihnachtsmusik durchdrang den Raum, der trotz aller Feierlichkeiten seinen eigentlichen Zweck nicht verleugnen konnte. Und sie kamen alle. Boxer, Freunde, der Vorstand, sogar die Profiboxer feierten und sangen mit. 1967 war zu Ende. Es war das bisher erfolgreichste Jahr in der kurzen Vereinsgeschichte. Der CSC hatte viele Clubkämpfe, sogar mit eigenen Boxern ausgetragen.